HISTORIE

Politiker

 

 

 

COLONIA

 

Lobrede über den ruhmreichen und weisen Rat

 

Sehr viele Worte galten bisher der Stadt und den Menschen

 Preisen wir nun den ruhmreichen Rat mitsamt seinen Gliedern !

Wie nötig wär' da ein Höchstmaß an Dichtertalent und die Kraft 

der erhabenen Rede im edelsten Stil.

Hier stoße ich an meine Grenzen, ich muß es bekennen:

Nicht würdig sind meine Verse dem Glanz dieser Männer.

Und wohl kaum ist die Macht meiner Muse dieser Bürde gewachsen; 

sie würde wanken, am Ende gar unter der Last zerbrechen und den 

Gelehrten Anlaß geben zu Spott und Gelächter, indem sie pikante 

Schärfe und duftende Süße verwässert.

O möge sie schweigen, statt in verkümmerte Verse Unangemeß'nes 

zu kleiden, in läppicher Rede zu faseln!

 Für die Verdienste der Ratsherren gibt es hier kein Talent, keine 

Kunst der Beschreibung und der gewandten Rede. 

Auch meine poetische Ader kann sich mit ihnen nicht messen.

Dort sitzen Männer wie Brutus, Befreier des Volkes,  oder Camillus, 

zäher Verfolger der Gallier. Und andere [2]ähneln Fabricius und Curius, 

standhaft trotz Gold aus Epirus. 

Ein Scävola kämpft beherzt für die Gesetze; im Glanz der Treue 

zeigt sich ein Atilius, ein Appius mahnt mit mutigem Wort, Pyrrhus 

den Frieden zu verweigern, der gegen die Ehre verstoße.

Männer gibt es wie Marcellus, der Hannibal bezwang 

auch wie der Diktator Fabius, der durch sein Zögern desselben Feindes 

Vormarsch hemmt und zum Gespötte ihn fast machte.

Notleidende betreut ein Lälius in weiser Sanftmut, Ein Scipio 

zerschmettert mit des Vaters Waffen den Feind, falls nötig; zur Ehr' 

der Tapferkeit trägt er den stolzen Namen.

Weiterhin triffst Du Männer wie Cato oder Metellus; sittenstreng 

der eine, durch Vaterliebe der and're bekannt;

dazu Aristedes, den gütigen Phokion und Ottryades, berühmt durch 

das Blut, das er zum Ruhme der Heimat geopfert. Geb' ich der Wahrheit 

die Ehre, so sei mir die Anmaßung fern - weder hab' ich die Kraft noch 

den Dünkel dazu - zu glauben, ich könnte edle Männer wie diese schildern 

mit trockenem Wort und ihre Verdienste treffen, indem ich berichte,  wie 

sie mit Sorgfalt der Stadt Privilegien und ihr Vermögen, die Fülle der Macht 

und das Wohl des Volkes bewahren, wie kritisch und mutig sie Staatsgeschäfte 

behandeln, das Ruder durch günstige Zeiten des Friedens wohl lenken, und wie verständig sie die Härte des Krieges weise zügeln. 

Glaubwürdig ist ihr Wort, gerecht ihr Urteil beim Richten. 

Groß die Besonnenheit im Glück genauso wie im Unglück. 

Standhaftigkeit und Härte zeichnet sie aus in der Not. 

Was der Tag an Geschehnissen bringt, wird sorgsam bedacht; 

und  mit sehr viel Geschick beugt man vor für die Zukunft.

Verborgene Wahrheit? Sie wird entdeckt; was nützt, erkannt. 

Feinfühlig schlichten sie jeden Zank und Streit unter Bürgern. 

Und seht, nach welchem Grundsatz des Rechts sie herrschen, wie sie 

den Wert der Tugend erkennen und diese verehren, mit welchem Freimut 

sie dem Schuldigen das Urteil sprechen.

 

 

 

Epilog

 

Diese und tausende andere Tugenden und große Taten kann man nur mit 

denen des Sophokles oder Homers - um den sieben Städte streiten - 

gebührend besingen. 

Ich sehe, daß unser poetisches Können nicht ausreicht dafür. 

So endet mein Lied, auf daß nicht geschmälert werden durch Mangel und 

dürre Ader unseres Dichtertalents die einsamen, unerreichbaren Höhen 

solch großer Verdienste.

Sinken laß ich die Rechte und lege die Laute beiseite. Mögen die Taten des 

Ruhmes, die würdigster Musen bedürfen, besungen werden allein von Homer 

oder ähnlichen Dichtern.

 

 

 

 

 

 

 

 

Gerhard Wilczek 1923

Gerhard Wilczek wurde am 18.12.1923 in Grottkau / Ober Schlesien geboren. Von 1933 bis 1941 absolvierte er eine Verwaltungslehre bei der Stadtverwaltung in Grottkau. 1942 wurde er als 19 jähriger zum Wehrdienst einberufen. Im Rahmen des Fronteinsatzes in Russland wurde er am 19.04.1944 schwer verwundet und kam als Verwaltungsangestellter bis 1945 zur Stadt Grottkau zurück.

Nach Vertreibung aus Schlesien im Jahre 1945 heiratete er 1947 Frau Charlotte Sinock. Er besuchte 1947-1948 ein statistisches Lehrseminar und war von 1949-1992 Statistiker im wirtschaftwissenschaftlichen Institut der Gewerkschaften in Köln. Darüber hinaus übte er eine freie Tätigkeit als Historiker, Volkshochschuldozent und Leiter der kulturhistorischen Breslauersammlung Kölns aus. 1954 trat er der SPD und 1955 der Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld bei. Gerhard Wilczek organisierte viele Vortragsabende und DIA-Vorträge. Er war Autor zahlreicher historischer Bücher, insbesondere über den Stadtbezirk Ehrenfeld.

Gerhard Wilczek war in vielen Vereinen Mitglied (VDK, Bürgergarde-Blau-Gold e.V., Bürgervereinigung Köln-Ossendorf e.V., Kölnischer Geschichtsverein e.V., Gewerkschaft HBV: Handel, Banken und Versicherungen u.a.m.). Er nahm ferner zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten wahr, so insbesondere als Vorsitzender der Bürgervereinigung Köln-Ehrenfeld e.V., Präsident des Festausschusses Köln-Ehrenfelder Karneval e.V., Vorstandsmitglied des Festkometes des Kölner Karnevals von 1923 o.V. (hier Leiter des Archivs und des Museums im Haus des Kölner Karnevals).

Von 1956-1975 war er Mitglied des Rates der Stadt Köln und engagierte sich u.a. in den Ausschüssen Kunst und Kultur, Schulausschuss, Vertriebenen und Flüchtlingsbeirat, Aufsichtsrat Kölner Messe, Aufsichtsrat Kölner Verkehrsbetriebe u.a.  Am 16.12.1970 überreichte Oberbürgermeister Theo Braun, ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande im Rathaus zu Köln.

DÄM „SCHLESISCHE KÖLSCHE“ GERHARD WILCZEK

Sing Heimat em Hätze,
uns Kölle em Senn,
su, dun meer ihn schätze,
su, pass hä he hin.

Öm Breslau, öm Kölle,
laht fass hä e Band,
vereint en däm Welle
zo recke de Hand.

Zwor he nit gebore,
doch kölsch em Geblöt,
weed kölsch wie uns More,
wä sech doröm möht.

Gebore in Grottkau
em Schlesische Land,
deef prägten ihm Breslau
Gemöt und Verstand.

Längs ess hä enzwesche
noh Aat und Fazung,
em Denke und Spreche
ne äch kölsche Jung.

Sing Heimat em Hätze,
uns Kölle em Senn,
su, dun meer ihn schätze,
su, pass hä he hin!

Dat kann m`r got spöre
wann et doröm geit
sing Heimat zo ehre,
wat adig hä deit.

Wie kann hä beschrieve
uns Kölle su got,
deit nix övverdrieve,
noch kütt jet zo koot.

Ludwig Sebus 1983